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Von Eulen und Lerchen

Wir alle ticken nach unserer inneren Uhr. Nur ticken die einen Uhren anders als die anderen. Warum? Und was hat das alles mit der Tierwelt zu tun? Eine Ode an den Schlaf von Doris Büchel.

Kennen Sie das? Diese magische blaue Stunde kurz vor Sonnenaufgang, in der Sie zwischen Traum und Wirklichkeit schweben? Dieses Gefühl von Energie, das durch Ihren Körper strömt, noch bevor Sie das erste Mal blinzeln? Diese Frische, die Sie umarmt, sobald die frühen Sonnenstrahlen durch das geöffnete Fenster dringen? Die singenden Vögel, die Ihnen ein Lächeln auf Ihr Gesicht zaubern, noch bevor Sie selbst ein Wort gesprochen haben? Das letzte genüssliche Recken und Strecken, bevor Sie sich aus Ihrem Bett schwingen – ausgeruht, stark und bereit für alle Möglichkeiten, die der neue Tag für Sie bereithält? Kennen Sie das? Ja? Das freut mich für Sie – Sie Lerche, Sie!

Ich würde ja gerne ein bisschen länger mit Ihnen über diese bestimmt sehr tollen Erfahrungen fabulieren, welche Sie – die freiwilligen Frühaufsteher unter Ihnen – täglich geniessen dürfen. Aber leider, leider zählen diese Morgenstunden nicht zu meinem Fachgebiet. Ich bin weder der frühe Vogel, der den Wurm fängt, noch hat meine Morgenstund Gold im Mund.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Nein, ein Morgenmuffel bin ich nicht. Man darf sich ab sieben Uhr morgens zu mir setzen (lieber ist mir acht Uhr). Man darf mich anlächeln und sogar leise mit mir sprechen. Ich werde ebenfalls lächeln und auf Fragen freundlich antworten. Nur kann ich in den ersten zwei Stunden nach meinem Aufwachen nicht garantieren, dass ich mir irgendetwas von dem, was gesagt wurde, merken werde. Wir, mein Körper und mein Gehirn, gehen die Tage gerne langsam an. In aller Ruhe. Ein unerwarteter Telefonanruf vor acht Uhr morgens kann uns aus dem Konzept werfen. Ein Meeting vor neun Uhr stellen wir uns ähnlich vor wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung. Und bitte, bitte keine dauerfröhlichen Radiomoderatoren vor zehn Uhr. Weil ich das alles weiss und meine eigene Chefin bin, leiste ich mir den Luxus und führe morgens hauptsächlich Aufgaben aus, für die ich mich nicht maximal konzentrieren muss. Mein Morgen, mein Rhythmus, mein Leben. Ab dem späteren Vormittag bin ich konzentriert, fokussiert, präsent – bereit für die Welt.

Sie ahnen es bereits:
Ich bin eine Eule!

Bevor Sie sich wundern, nochmals von vorne. Es ist so: Rund einen Drittel unseres Lebens verbringen wir Menschen schlafend, was den Schlaf zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens macht. Wie und wann wir schlafen, hängt mit unserer inneren Uhr zusammen. Diese innere Uhr – unser zirkadianer Rhythmus – wird hauptsächlich von unseren Genen gesteuert. Was wiederum unseren Stoffwechsel, die Tätigkeit unserer Organe, unsere Konzentrationsfähigkeit und unser Gefühlsleben beeinflusst und somit auch unsere individuellen Leistungsphasen. Sind wir aus dem Rhythmus, sind es auch unsere Organe, sind es auch unsere Leistungsfähigkeit und Emotionen. So weit, so gut. Sprechen wir vom Schlaf-Wach-Rhythmus, unterscheiden wir zwischen zwei Chronotypen: Den Lerchen und den Eulen. Die Lerchen sind die Frühaufsteher unter uns. Sie haben ihre produktivste Phase schon vor dem Mittag. Dafür sind sie am Abend früher müde. Die extreme Lerche steht gerne um vier Uhr morgens auf und legt sich um neun Uhr abends schlafen. Die Eulen hingegen hinken in Sachen Produktivität den Lerchen etwas hinterher. Sie sind am Morgen langsamer, bleiben dafür länger wach und produktiv. Je später der Tag, desto mehr laufen sie zu Hochform auf. Die extreme Eule steht gerne um zwölf Uhr mittags auf, in den Schlaf findet sie gegen morgens um vier Uhr.

Bin ich eine Eule?

Wenn ich es mir genau überlege … Mit der Nacht kenne ich mich nicht wirklich aus. Den magischen Zauber, das Geheimnisvolle, diese Stille, die uns tief in uns hineinhorchen lässt und uns erlaubt, unsere Gedanken zu Träumen werden zu lassen und wieder zurück, kenne ich zwar von schlaflosen Nächten. Doch war ich nie die Studentin, die nächtelang lernte, las, schrieb – unbehelligt von Verkehrslärm, Telefonaten, eingehenden E-Mails. War nie die Schriftstellerin, der nur nachts Sätze von poetischer Schönheit gelangen. War nie die einsame Wölfin, die nachts um die Häuser streifte. War nie Pflegefachfrau oder Polizistin, weder Taxifahrerin noch Rockstar, keine Feuerwehrfrau, Barbetreiberin, Hebamme. Nie waren meine Dienste nach Mitternacht gefragt, ausser damals, als ich für eine Reportage eine Nacht lang unterwegs war. Ich musste mich zwei Tage lang davon erholen. Ich mag die Dämmerung, die genüsslich ihren dunklen Schleier über die Welt legt. Ich liebe die einkehrende Ruhe, die Geist und Körper wie lauwarmen Honig in die Kissen schmelzen lässt. Ja! Jedoch: Kommt die Finsternis auf, nimmt meine Konzentrationsfähigkeit ab. Je näher Mitternacht rückt, desto lauter ruft mich mein Bett.

Herrje, ich bin gar keine Eule!

Statistisch gesehen sind die meisten Menschen weder das eine noch das andere. Nur etwa jeder Zehnte ist eine extreme Lerche und nur jeder Fünfte eine extreme Eule. Dazwischen sind die Übergänge fliessend. Ob man selbst eher Eule oder Lerche ist, steht wie erwähnt, in den Genen geschrieben. Aber auch äussere Umstände wie Licht, was wir wann essen und trinken sowie körperliche und geistige Aktivitäten beeinflussen unsere innere Uhr. Und das nicht nur positiv. Sicher ist, dass wir Menschen uns im Gegensatz zu früher häufiger in geschlossenen Räumen aufhalten und deshalb weniger dem natürlichsten aller Zeitgeber – dem Sonnenlicht – ausgesetzt sind. Gut möglich also, dass auch unsere 24-Stunden-Turbo-Gesellschaft und die damit verbundene Lichtverschmutzung uns aus unserem ureigenen Rhythmus bringen und uns abends länger wachhalten als uns lieb ist.

«Ich mag die Dämmerung, die genüsslich ihren dunklen Schleier über die Welt legt. Ich liebe die einkehrende Ruhe, die Geist und Körper wie lauwarmen Honig in die Kissen schmelzen lässt.»

Der Schlaf – so simpel, so kompliziert.

Ich entscheide mich deshalb, einen zu fragen, der es wissen muss: Dr. med. Stefan Telser, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Schlafmediziner mit eigener Praxis in Bregenz. Wir verbinden uns über Skype, die Begrüssung ist herzlich, wir lächeln munter in unsere Bildschirme hinein. Es ist zwölf Uhr mittags.

Stefan Telser, erst neulich habe ich gelesen, dass neunzig Prozent aller Führungskräfte vor sechs Uhr morgens aufstehen, weil Geist und Körper bei vielen Menschen um diese Zeit besonders leistungsfähig seien. Ich dachte mir dann, dass all diese Menschen wohl eher so früh aufstehen, weil unsere Gesellschaft auf die Lerchen ausgerichtet ist und ihnen keine andere Wahl bleibt.
Stefan Telser: Das Verständnis für den frühen Vogel, der den Wurm fängt, ist in unserer Gesellschaft tatsächlich tief verankert. So tief, dass es zu vielen Konflikten innerhalb von Gemeinschaften führt. Zum Beispiel kann die Tatsache, dass ein Jugendlicher gern bis mittags im Bett liegen bleibt, in Familien zu sehr grundsätzlichen und verbissenen Diskussionen über die Werte der Eltern und deren Autorität führen. Auch innerhalb von Partnerschaften kann es zu Problemen führen – wenn der eine am Wochenende oder in den Ferien frühmorgens topfit ist und der andere seine Ruhe haben möchte. Wobei gerade dieser Konflikt real begründbar ist und in den Genen liegt.

Was meinen Sie?
Dieser soziale Jetlag, von dem man dabei spricht, kommt daher, dass sich Eulen und Lerchen gerne in Partnerschaften treffen. Biologisch ergibt dies Sinn, denn wenn zwei sich treffen, um potenziell Nachwuchs miteinander zu haben, funktioniert die Brutpflege besser, wenn stets einer von beiden wach ist und aufpassen kann, während der andere schläft. Es gibt dazu zahlreiche Untersuchungen. Und man kann es gerne auch in seiner persönlichen Umgebung überprüfen.

Sie bestätigen also, dass unsere Gesellschaft auf die Lerchen ausgerichtet ist. Was aber macht dieser Umstand mit der Eule, die sich stets anpassen muss?
Dieser Umstand hat tatsächlich Konsequenzen. Nämlich die, dass die Eulen möglicherweise mental weniger stabil sind und somit auch eher zu Depressionen neigen als die Lerchen. Die Eulen müssen im Arbeitsalltag oder in der Schule oft zu Zeiten wach und produktiv sein, die nicht ihrer inneren Uhr entsprechen …

Es ist, als müsste ein Lehrer – wenn er denn eine Lerche ist – mitten in der Nacht anfangen zu unterrichten. So fühlt sich vermutlich das Eulen-Kind jeden Morgen in der Schule. Die Liste mit Beispielen könnte beliebig ergänzt werden …
Genau. Es ist eine chronische Herausforderung, die nicht besser wird. Also muss man ständig dagegen ankämpfen, wach sein, Leistung bringen, obwohl man nicht dazu bereit ist. Stress entsteht. Und wir alle wissen, dass Dauerstress eine häufige Ursache für Depressionen und weitere Krankheiten, wie zum Beispiel Diabetes, ist. Er kann also Folgen in körperlicher und psychischer Hinsicht haben. Und unter Umständen sogar verantwortlich dafür sein, wie ein weiterer Lebensweg verläuft. So finden Eulen gelegentlich eine Art Nische, in die sie und ihr Chronotyp hineinpassen.

Es kursieren auch Vorurteile: Hier die produktive, fleissige Lerche – da die träge, langsame Eule. Was halten Sie davon? Ich meine, Eulen haben doch auch ihre Vorzüge, oder?
Absolut! Jemand muss schliesslich auch am Abend und in der Nacht funktionieren, leistungsfähig, kreativ und emotional ausgeglichen sein. Dann, wenn viele schon ihren Feierabend geniessen. Wobei ich meine, dass man die beiden Chronotypen nicht so qualifizieren sollte. Es ist nicht der eine oder andere Typus mehr oder weniger leistungsfähig. Im Gegenteil. Unsere Uhren ticken einfach anders. Und überhaupt, um etwas polemisch zu sein: Lassen wir Eulen doch den Lerchen ihre Würmer!

Sie haben mir am Anfang des Gesprächs verraten, dass Sie zu den Eulen gehören. Wie handhaben Sie persönlich Ihren Alltag? Ausschlafen liegt neben Beruf, Familie und Alltag vermutlich nicht drin, oder?
Ich trickse meine innere Uhr mit Hilfe von Licht aus.

Wie bitte?
Ich versuche, meine zirkadiane Rhythmik zu beeinflussen, indem ich Tageslichtlampen verwende, die ich nach dem Rhythmus benutze, an den ich mich anpassen muss. Konkret: Ohne Tageslichtlampe würde ich morgens vermutlich zwischen acht und neun Uhr aufwachen. Mit den Lampen schaffe ich es, um halb sieben aufzustehen.

Spannend! Wie funktioniert das konkret?
Es ist unkompliziert. Ich stehe regelmässig zur sozial geforderten Zeit auf, verwende die Tageslichtlampen im Bad, zum ersten Kaffee am Morgen, aber auch am Arbeitsplatz und in den eigenen vier Wänden. Das heisst, ich verwende das Tageslicht vom Aufstehen bis zum späten Nachmittag. Ab dem späten Nachmittag bis zum morgendlichen Aufstehen achte ich auf eher gelbliches, warmes Licht und aktiviere den Blaufilter der elektronischen Displays. That’s it.

Das bedeutet, dass man seine innere Uhr durchaus anpassen kann.
Stimmt, aber es erfordert Disziplin. Man kann es sich so vorstellen: Der «äussere Tag» zählt genau 24 Stunden. Der «innere Tag» zählt jedoch ungefähr 24 Stunden. Konkret: die innere Uhr der Eule tickt im Durchschnitt rund zwölf Minuten länger als die äussere. Wenn beispielsweise die Eule, die den Tag vornehmlich in Innenräumen zubringt, nicht bewusst jeden Tag ihre innere Uhr stellt, kann sich ihre innere gegenüber der äusseren Zeit verschieben. Bei blinden Menschen ohne Lichtempfindung oder bei Menschen in völliger Isolation von der Aussenwelt setzt sich der eigene Rhythmus durch. Ein Beispiel: Nach fünf Tagen könnten sie eine Stunde später dran sein, nach 120 Tagen fehlt ein ganzer Tag. Menschen in Isolationsexperimenten vermissen diesen Tag nicht. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Mithilfe des Licht-Tricks kann man diese natürliche Verzögerung stoppen oder gar eine Vorverlagerung erreichen. Aber wie gesagt, es erfordert Disziplin.

Eine Stunde lang rede ich mit Stefan Telser, und beim Philosophieren mit ihm wird mir klar, dass es beim Thema Schlaf um wesentlich mehr geht als: «Augen zu, Augen auf, und dazwischen passiert etwas.» Er bestätigt: «Fängt man an, darüber zu sprechen und in die Tiefe zu gehen, eröffnet sich ein ganzer Kosmos an Zusammenhängen mit unserem Alltagsleben.» Schlafen ist ein Grundbedürfnis. Genau wie essen, trinken, verdauen, ausscheiden. Werden uns diese vegetativen Funktionenverweigert, funktionieren wir nicht. Wir geraten in Not. Schlafen fasziniert. Und gerade weil der Schlaf so grundlegend, so komplex und faszinierend ist, muss man ihm sein Recht einräumen. Nur könne man, so Stefan Telser, nicht immer und überall schlafen. «Stellen wir uns vor, wir hätten uns vor dreissigtausend Jahren unter einen Baum gelegt zum Schlafen. Die Chance, dass uns ein wildes Tier gefressen hätte, wäre riesengross gewesen. Das heisst, unsere Schlaf-Wach-Gewohnheiten waren schon immer einer gewissen Kontrolle unterworfen. Solange wir uns jedoch anpassen können, ist alles gut.»

Für mich ist dieser Bezug zur Natur, zurück zum Ursprung, ein gutes Stichwort, um meinen nächsten Besuch zu planen. Mich zieht es in den Greifvogelpark in Buchs, wo auf einer Fläche von rund zehntausend Quadratmetern ein in der Schweiz einmaliger Bestand von rund siebzig Greifvogel- und Eulenarten zu bestaunen ist, was ungefähr einhundertneunzig Tieren entspricht. Ich treffe Inhaber Lucien Nigg an einem nasskalten Freitagnachmittag zum Gespräch, um mehr über Eulen und Lerchen zu erfahren und Zusammenhänge zu verstehen. Wir setzen uns an einen Tisch im Falkenstübli. Schon als kleiner Bub war Lucien Nigg von Greifvögeln fasziniert. Seinen Traum, einen eigenen Vogelpark zu führen, setzte er im Jahr 2001 in die Wirklichkeit um.

Das Wissende Lächeln des Experten steht ihm ins Gesicht geschrieben

Lucien, was kannst du mir über die Schlafgewohnheiten der Eule erzählen?
Lucien Nigg: Eine nachtaktive Eule verbringt rund 80 bis 95 Prozent ihres Tages ruhend. Das heisst, sie sucht sich innerhalb ihres Horstes – das ist ein Umkreis von etwa hundert Metern – ein geschütztes Geäst. Dort lässt sie sich nieder und döst bis zu zwanzig Stunden am Tag. Ich sage bewusst: sie döst. Denn selbst wenn ihre Augen vermeintlich geschlossen sind, verfügt sie über ein ausgesprochen gutes Gehör. Setzt die Dämmerung ein und nimmt sie einen Laut wahr, kommt eine Art Wärmebildkamera zum Zug, mit deren Hilfe sie auch in der Dunkelheit die Körperwärme ihrer Beute wahrnimmt. Dank ihres lautlosen Fluges kann sie diese dann sehr gezielt und mit wenig Aufwand erfassen. Die Eule ist ein überaus geschickter Kurzstreckenjäger.

Und wie steht es um die Charaktereigenschaften der Eulen und Lerchen?
Die Eule überlegt, bevor sie handelt. Und wenn sie handelt, handelt sie sehr effizient. Sie ist ein Einzelgänger und akzeptiert – ausser, wenn sich ein Paar gefunden hat – keine andere Eule in ihrem Revier. Eulen gelten als Symbol der Weisheit und Intelligenz. Die tagaktive Lerche hingegen ist gerne in Gesellschaft. Sie lebt im Schwarm. Sie singt, sobald die Sonne scheint und ruht in der Nacht. Symbolisch steht sie für Freiheit und Unabhängigkeit.

Erkennst du Parallelen zwischen den Tieren und den Menschen-Eulen und -Lerchen?
Lerchen brauchen einander – schon zum Schutz. Die Eulen schützen sich durch ihre Tarnfarben und indem sie sich ruhig verhalten. Sie betrachten ihr Horstfeld als ihr Revier, so wie wir Menschen unsere Wohnungen oder unser Hotelzimmer im besten Fall als unser «Nest» betrachten. In gewissen Momenten wollen wir alle unsere Ruhe haben und uns sicher fühlen.

Eine Gemeinsamkeit ist also dieses Grundbedürfnis nach Schutz.
Absolut. Wir kennen das auch von uns. In unserer Wohnung oder in einem Hotelzimmer suchen wir Ruhe, Geborgenheit und Schutz. Denn nur wenn wir uns sicher fühlen, erlauben wir uns, das System herunterzufahren. Man muss loslassen können, um sich zu erholen. Dazu braucht man Ruhe und Sicherheit – egal ob Mensch oder Tier.

Interessant, denke ich beim Verlassen des Greifvogelparks, nachdem ich es gerade noch rechtzeitig vor einer anrollenden heftigen Gewitterwelle in mein Auto geschafft habe, und fasse für mich zusammen, was ich bei meinen Recherchen erfahren habe: So unterschiedlich Eulen und Lerchen sind, so wichtig sind deren einzigartige Eigenschaften und Verhaltensweisen. Unsere Gesellschaft braucht beide. Spannend wird es, wenn wir anfangen, diesen Umstand wertungsfrei anzuerkennen. Und uns auch als Entscheidungsträgerinnen damit auseinandersetzen, dass wir Menschen verschieden sind und nach unseren ureigenen inneren Uhren ticken. Ich frage mich: Was würde es mit uns und unserer Gesellschaft machen, könnten wir alle in unserem eigenen Rhythmus arbeiten, leben, schlafen – sein?

Eines ist sicher: Uns selbst einen tiefen Schlaf zu ermöglichen, stellt eine grosse Freiheit dar. Und was könnte wertvoller sein als das?

Wir alle lieben und brauchen den Schlaf und wünschen uns dazu nichts mehr, als einen sicheren, ruhigen Ort, wohltemperiert, mit einem hochwertigen Bett und feinster Bettwäsche, die nach Möglichkeit nach Wald und Wiese riecht (oder frisch geschnittenem Gras und Grapefruit. Lavendel und Bergamotte. Oder nach Rosenblättern! Mmmh!). Schlafen ist existenziell. Schlafen ist heilsam. Schlafen ist schön! Für die Lerchen, die es nicht erwarten können, abends endlich ins Bett zu krabbeln. Und für die Eulen, die es lieben, sich in den frühen Morgenstunden genüsslich in die feine Bettwäsche einzumummeln. In diesem Sinne: Gute Nacht und guten Morgen! Wann auch immer, wo auch immer: Schlafen Sie gut!