«Hermann, was machst du da?»
«Nichts.»
«Nichts? Wieso nichts?»
«Ich mache nichts.»
«Gar nichts?»
«Nein.»
«Überhaupt nichts?»
«Nein. Ich sitze hier.»
«Du sitzt da?»
«Ja.»
Kennen Sie das? Sie sitzen am Schreibtisch, auf dem Sofa, am Küchentisch – und starren. Vielleicht trommeln Sie dazu mit den Fingern. Oder wippen mit den Füssen. Weil: Sie sollten eigentlich einen Text schreiben, ein Geburtstagsgeschenk kaufen, Altpapier bündeln. Sie sollten, aber Sie wollen nicht. Respektive, Sie wollen, aber Sie können nicht. Vielleicht, weil Ihnen gerade nicht der Sinn danach steht. Weil Sie sich nicht aufraffen mögen. Weil Ihr Fokus auf die Sache zwischen Stuhl und Tisch geflutscht, unauffindbar ist. Das Problem ist: All diese Dinge stehen heute auf ihrer To-do-Liste. Und Sie wissen: Wenn Sie nicht heute diesen Text schreiben, dieses Geburtstagsgeschenk kaufen, dieses Altpapier bündeln – wann dann? Schliesslich ist die Agenda auch morgen vollgekritzelt, und übermorgen, und überübermorgen sowieso. Wir treiben auf unserer To-do-Welle wie ein Gummiboot auf stürmischer See. Die Arbeit, die Hobbys, die Freunde, die Kinder, die Liebe, die Katzen, der Haushalt – und einfach mal nichts tun möchte man ja auch noch. Zur Verfügung stehen sieben Tage die Woche à vierundzwanzig Stunden. Das muss für eine Woche reichen! Nur gut, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit längst fliessend sind, dass starre Arbeitszeiten mehr und mehr verwässern. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag: Nicht der Wochentag und die Uhrzeit entscheiden, wann wir online oder offline sind, wann wir arbeiten, einkaufen, zum Coiffeur gehen, Freunde einladen, die Familie treffen – sondern wir ganz allein. So viele Freiheiten, juhee! Oder doch eher: Auweeh?