Beeindruckend! War dir klar, was der Beruf alles beinhaltet, als du diesen Weg eingeschlagen hast?
Eigentlich gar nicht, denn ich bin eher Schritt für Schritt in dieses Metier hineingewachsen. Das heisst, es gab nicht den einen Wendepunkt in meinem Leben, an dem ich mich entschied, Sommelière zu werden.
Nimmst du uns ein bisschen mit auf deine Reise?
Innerhalb meiner Familie waren Essen, Trinken und Genuss immer grosse Themen. Ich denke, der Ursprung davon liegt bei meiner Oma, die in ihrem Garten Unmengen an Lebensmitteln selbst angebaut und in ihrer Küche verwertet hat. Während des Abiturs jobbte ich an der Bar einer beliebten Eventlocation, und als es mit der Bundespolizei nicht klappte, bot mir einer meiner damaligen Chefs an, eine Ausbildung als Hotelfachfrau bei ihnen zu machen. Wir hatten eine kleine, feine Weinkarte, die mich allerdings völlig überforderte. Zum Glück fand ich eine Weinlieferantin, die mir ein bisschen Nachhilfeunterricht gab. So konnte ich mir etwas Basiswissen aneignen. Meine nächste Anstellung war im Schwarzwald. Dort erfuhr ich, was es bedeutet, nahe einer Weinregion zu leben. Ich hatte den Eindruck, alles drehe sich um Essen und Trinken. Es war toll! Eines Tages hörte ich von einem jungen Typen aus der Schweiz, der etwas Cooles in einem Schloss aufgebaut habe. Ich schaute es mir im Internet an und sah, dass er eine Stelle ausgeschrieben hatte …
Der junge Typ war Andreas Caminada und das Schloss war Schloss Schauenstein, richtig?
Ganz genau! Ich fing als Serviceangestellte an und brauchte gefühlt dreihundert Jahre, um die Sterneküche einigermassen zu verstehen. Glücklicherweise zog mich die Sommelière etwas mit und stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Als Caminada im Jahr 2018 auf Schauenstein eine kleine Pause einlegte, nutzte ich die Gelegenheit, um mich in Deutschland zur geprüften Sommelière IHK weiterzubilden. Das heisst, ich wuchs Schritt für Schritt in das Thema Wein hinein.
Definitiv den Ärmel reingezogen hat es mir, als ich anfing, Weingüter und Weinregionen zu besuchen. Bislang kannte ich nur die Theorie. Aber zu sehen, wie die Winzer und Hersteller praktisch arbeiten … das war und ist schon faszinierend. So fügte sich plötzlich alles zusammen und ergab einen Sinn.