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Als Motiv wählt sie häufig organische Formen und natürliche Farbwelten, die sie der Natur entlehnt – Blumen, Bäume, Wolken, manchmal auch Tiere. Ihre Werke sind gross, anmutig und sinnlich. Sie malt direkt auf Wände, Leinwände und Paneele und verwendet dabei unterschiedliche Texturen, Farben, Materialien und Techniken. Jede Arbeit ist ein Unikat, kein Bild gleicht dem anderen. Ihre Werke finden sich in privaten Residenzen, in Hotels, Restaurants und Empfangsräumen von Arztpraxen und Kliniken. Viele davon werden in renommierten Architektur- und Wohnzeitschriften vorgestellt.

Seit 2018 ist Heloisa Ackermann in ihrem Atelier auch maltherapeutisch tätig. Die Trennung von ihrem Ex-Mann und dessen kurz darauf folgender Tod hatten sie in eine schwere Krise gestürzt. Da sorgte ein Zufall dafür, dass ihr die Box mit den alten Unterlagen ihres Kunsttherapiestudiums wieder in ihre Hände gelangte. Mit grossem Willen und Einsatz absolvierte sie daraufhin zusätzlich einen schulmedizinischen Lehrgang, der ihr ermöglichte, diese besondere Form der Kunsttherapie professionell anzubieten. Für wen ist die Therapie geeignet? Das Malen helfe Menschen dabei, belastende oder herausfordernde Themen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Es unterstütze bei der Bewältigung von Angst, Wut und Trauer, Schlafstörungen, Stress und Depressionen. Auch ihr persönlich habe diese Art des Malens in ihrer schwierigen Zeit geholfen, nachdem sie mehrere Monate lang weder produktiv noch kreativ sein konnte. Heloisa macht eine kurze Pause, dann sagt sie in die Stille hinein: «Ich weiss, das hier ist keine Love-Story. Aber all das hätte nicht stattfinden können, hätte ich nicht völlig unverhofft meinen jetzigen Partner kennengelernt. Martin ist eine unglaubliche Stütze für mich. Er macht überall mit … jede Ecke hier in diesem Atelier ist auch ein Teil von ihm. Er ist ein wahrer Begleiter, ein Sonnenschein.»

Heute jongliert sie wieder voller Leidenschaft zwischen Kunst, Kunsttherapie im eigenen Atelier und ihrer Anstellung als Kunsttherapeutin im Therapeutischen Dienst der Universitären Psychiatrischen Dienste UPD in Bern. In ihren eigenen Worten formuliert sie es so: «Ich liebe den Austausch mit den Menschen und ich liebe es herauszuschälen, was meine Kunden brauchen. Ich möchte Freude und Wärme vermitteln, für Stimmung und Ambiente sorgen und ein gutes Klima ins Haus bringen. Wir alle brauchen einen Ort, wo es uns wohl ist und wo unsere Seelen auftanken können. Früher dachte ich: Ja, ich liebe die Kunst, aber die Welt kann auch ohne meine Bilder existieren. Durch meine Tätigkeit als Kunsttherapeutin sehe ich nun auch den Sinn dahinter. Eine Wand und ein Patient sind für mich deshalb fast dasselbe.» Wie meint sie das? «Ein Auftrag ist für mich dann abgeschlossen, wenn mich die Freske berührt. Dasselbe gilt für meine Patientinnen und Patienten: Wenn ich sie anschaue und spüre, dass es ihnen besser geht, bin ich zufrieden. Genau darum geht es auch in meinem Leitspruch: Presença naquilo que me move – Präsent sein in dem, was mich bewegt.»

Während sie spricht, blättert sie weiter in ihrem Ordner an die Stelle, wo sie die zahlreichen Dankesbriefe und Karten von glücklichen Kundinnen und Patienten sammelt. Sichtlich berührt liest sie einige Zeilen daraus vor. Dann sagt sie: «Diese Briefe und die vielen positiven Rückmeldungen sind meine Nahrung. Wenn mir ein Gast der Traube sagt, meine Fresken seien wie eine freundliche Umarmung; oder wenn sich jemand, der sehr krank ist, nach einer Therapiestunde mit einem handgeschriebenen Brief bedankt, weiss ich, dass ich die Menschen mit meiner Begabung berühren kann. Das ist für mich unbezahlbar.»

Für die Zukunft hat Heloisa viele Ideen. Das Wichtigste sei, in jedem Moment flexibel zu bleiben. «Ich war zuerst Unternehmerin, dann Unternehmerin und Mutter, danach nur Mutter, und jetzt bin ich Mutter und Unternehmerin.» Sie möchte alt werden, malen und dereinst ihren Kindern von einem guten Leben voller Erfolgsgeschichten erzählen. «Deshalb muss ich dafür sorgen, dass ich all diese unterschiedlichen Ebenen im Gleichgewicht halten kann.»

Wir wünschen es ihr von Herzen.

Tabula Rasa

Warum ist dein Beruf der beste Beruf? Weil er mich bewegt und mich erneuert. Was treibt dich an? Die Natur. Die Schönheit. Die Harmonie der Formen und Farben. Kontakte und Begegnungen mit Menschen. Wofür nimmst du dir richtig viel Zeit? Für meine Familie. Zum Lernen und Lesen. Was würdest du tun, wenn du eine Woche Zeit geschenkt bekommen würdest? An einem Meditations-Retreat teilnehmen. Wo respektive für wen würdest du gerne eine Freske malen? An einem öffentlichen Ort, für mehrere Personen. Was ist für dich Genuss? Die kleinen Momente ... Das Lächeln meiner Kinder, das Ende eines Werkes, die Herzen der anderen zu berühren. Welcher Film oder Song, welches Buch, Kunst- und Bauwerk inspiriert dich?

 

Film: Saimdang, Memoir of Colors, Song: Alle von Maria Bethânia, Buch: Viver na Alma von Joan Garriga, Kunst: Sebastião Salgados neueste Fotoausstellung Amazonas, Bauwerk: Projekte von Mario Kogan. Liest du Gedichte? Ja, viele und ständig. Warum? Weil es eine Kunstform ist, die es schafft, mich an andere Orte zu versetzen. Weil ich dadurch neue Farben und Gerüche entdecke ... Ich liebe es einfach. Mit wem würdest du gerne in der Traube essen? Mit meiner Familie, meinen Kindern Nicola und Chloé und meinem Partner Martin. Was würdest du sie/ihn fragen? Habt ihr die schönen Wände hier gesehen? Was für eine Umarmung! Und die liebevollen und aufmerksamen Details... was für eine Zuneigung (lacht).