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EXPERIMENT GELUNGEN – GÄSTE GLÜCKLICH!

Die Idee: Vor der offiziellen Eröffnung des Boutique-Hotels ein einziges Zimmer fixfertig einrichten. Und: Das Probezimmer mit Menschen beleben, um ein ehrliches Feedback zu bekommen, bevor die restlichen Zimmer fertiggestellt werden. Also machten wir uns auf die Suche nach den perfekten «Testschläfern», die verrückt genug sind, sich auf das Experiment «Schlafen auf der Baustelle» einzulassen. Wir freuen uns, Ihnen unsere wunderbaren allerersten Hotelgäste vorzustellen: Herzlich willkommen Brigitte und Stefan Gubser.

Sonntagmorgen, neun Uhr. Der lange Tisch im Wohnzimmer reich gedeckt, schüchternes erstes Sonnenlicht im Raum, der Duft von Kaffee und frisch gebackenem Brot in der Luft, fröhliches Durcheinanderschwatzen der Gästeschar, die sich rund um den Tisch herum verteilt: Schauspieler Stefan Gubser und seine Frau, die Unternehmerin Brigitte Gubser, Ruth Kramer (Interior Design) sowie Kathrin und Ivan Schertler Secli (Inhaber). Die Stimmung: locker und entspannt. Das Ziel: gemeinsam den feinen Zmorge geniessen und dabei über die Erfahrungen der «Testschläfer» sprechen. Nach einer Führung durch das Gasthaus beantworten uns die Gubsers weitere Fragen.

Doris Büchel: Liebe Brigitte, lieber Stefan, wie geht es euch? Und vor allem: Wie habt ihr geschlafen?
SG: Uns geht es sehr gut! Wir haben hervorragend geschlafen. Ich muss unbedingt noch fragen, von wem die Betten und Matratzen sind. Momentan plagen mich nämlich meine Bandscheiben … Und ich habe heute Morgen keinerlei Schmerzen verspürt! Das ist sehr, sehr erfreulich!

BG: Mir geht es genauso. Obwohl: Ich habe ziemlich wild geträumt (lacht). Die Kirchenglocke um sechs Uhr morgens hat mich dann geweckt.

SG: Echt? Ich habe nichts gehört. Im Gegenteil: Mir ist sogar bewusst aufgefallen, dass es absolut still war im Zimmer. Die Fenster müssen richtig gut isoliert sein.

Ihr seid privat wie auch beruflich häufig unterwegs und verbringt viel Zeit in Hotels. Was ist euch persönlich wichtig, wenn ihr in einem Hotel eincheckt? Worauf legt ihr Wert?
SG: Auf die Architektur und das Ambiente. Es sollte nicht zu gross sein. In einem Restaurant schätzen wir eine authentische Küche mit guten, hochwertigen und möglichst regionalen Produkten. Auch das Preis-Leistungsverhältnis ist mir wichtig. Ebenso eine tolle Weinkarte. Darf ich jetzt schon sagen, was ich hier bei euch so schätze?

Gerne, nur zu …
SG: Was ich bis jetzt gesehen und erlebt habe, ist einfach nur top. Man merkt sofort, wie viel Liebe im Detail steckt. Die ausgewählten Materialien, die Haptik – was soll ich sagen, hier in der Traube stimmt einfach alles. Auch das Essen gestern Abend im Traubensaal war toll. Ich schätze sehr, dass man im Grunde aus elf Gerichten in verschiedenen Grössen sein eigenes Menü zusammenstellen kann. Ach ja, nicht zu vergessen die Weinkarte – sie ist schlicht faszinierend! Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt absolut. Ich kann es nicht anders ausdrücken: Die Traube ist ein Schmuckstück, wie man es nur selten findet. Outstanding!

BG: Ich stimme Stefan absolut zu. Was ich gerne ergänzen möchte: Ich komme vor allem an einen Ort zurück, wenn das Menschliche stimmt. Stimmt es, verzeihe ich einen Fehler. Stimmt es nicht … Hmm, dann wird es schwierig. Hier kommt zur Schönheit und Sinnlichkeit des Gasthauses die Herzlichkeit der Menschen hinzu. Das ist eine sehr seltene Kombination! Die Achtsamkeit und Liebe für das Detail spiegeln sich auch im Personal wider.

Vielen Dank! Was mir aufgefallen ist: Gestern Abend im Traubensaal haben eure Augen geleuchtet. Sofort gingen eure Blicke hin zu den Fliesen, zur Decke, zum Boden … Stefan strich mit seiner Hand über die Möbel … Dasselbe wiederholte sich, als wir euch euer Hotelzimmer zeigten …
SG: Wohnen und Architektur ist für uns beide sehr wichtig. Dafür – und für Essen und guten Wein – geben wir definitiv am meisten Geld aus. Und: Entschuldigung, wenn ich es so direkt sage: Niemals hätte ich erwartet, so ein Bijou hier in Buchs, im St. Galler Rheintal, zu finden …

«Hier kommt zur Schönheit und Sinnlichkeit des Gasthauses die Herzlichkeit der Menschen hinzu. Das ist eine sehr seltene Kombination!»

Bevor du weiterredest, möchte ich dich vorwarnen: Ich bin eine Buchserin!
SG: Ja, Entschuldigung, warte … Ich möchte sagen, dass ich nie erwartet hätte, dass diese Gegend hier so schön ist. Wir haben den Werdenberger See gesehen auf Bildern und werden dort sicher noch einen Spaziergang machen.

Hand aufs Herz: Wie oft seid ihr schon auf der Autobahn an uns vorbeigedüst?
BG: Immer!

Wir erzählen euch nach dem Interview gerne ein bisschen mehr über unsere schöne Gegend und was wir alles zu bieten haben.
BG: Sehr gerne. Es ist nämlich immer gut, gewohnte Pfade zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren.

Erlaubt mir bei so viel Lob trotzdem die Frage: Gab es denn auch kritische Anmerkungen heute beim Frühstück mit Kathrin, Ivan und Ruth?
SG: Es gibt unserer Ansicht nach nur zwei, drei praktische Dinge, die man optimieren könnte. Ein dezentes Nachtlicht vielleicht, falls man auf die Toilette muss. Oder eine etwas grössere Ablage bei den Nachtkästchen. Kleinigkeiten! Vom Stil und der ganzen Qualität her muss ich sagen, dass ich selten in so einem schönen Hotelzimmer war. Man spürt, dass alles bis ins Detail durchdacht ist. Was mir besonders gut gefällt: Das Hochwertige, kombiniert mit einer wunderbar entspannten Schlichtheit. Alles strahlt eine gewisse Ruhe aus. Nichts ist zu viel – weder von den Materialien noch von den Einrichtungsgegenständen noch von den Farben her. Das schätze ich extrem.

BG: Die Nacht in unserem Probezimmer war ein tolles Erlebnis! Ich fühlte mich ein bisschen wie in einem Mikrokosmos. Wenn ich mir das ganze Hotel vorstelle, wenn es fertig ist … Mit dem Gartenzimmer, dem lauschigen Garten, den Details auf den Etagen, die noch am Entstehen sind … Das wird ein kleines Paradies.

SG: Absolut begeistert sind wir auch von der Yakisugi-Fassade – dieser japanischen Methode zur Holzveredelung durch Verkohlen. Es ist kaum zu glauben, aber diese Woche fuhren wir durch die halbe Schweiz, um uns für unseren privaten Bau Yakisugi-Fassaden anzuschauen. Leider hat uns keines der Beispiele ganz überzeugt. Bis wir diese Fassade hier gesehen haben.

Mittlerweile füllt das Sonnenlicht das Wohnzimmer aus, wir öffnen Fenster, krempeln Hemdsärmel zurück, füllen Wassergläser auf.

Stefan, gerne möchte ich ein bisschen auf deine beeindruckende Schauspiel-Karriere eingehen. Es gibt da diese Anekdote, wie du als Bub zum Schauspiel gekommen bist. Ich meine die Geschichte mit der Aufführung im Internat …
SG: Ach so, ja, das ist tatsächlich eine schöne Geschichte! Zusammen mit Andrea Zogg bildete ich damals im Internat Schiers ein kleines Theatergrüpplein. Wir waren 15, 16 Jahre alt, und ich war – da ich in Bregenz aufgewachsen bin – ein ziemlicher Fan des österreichischen Schriftstellers Peter Handke. Also überlegten wir uns, sein Stück «Publikumsbeschimpfung» aufzuführen, in dem das Publikum aufs Übelste beschimpft wird. Wir Jungs fanden es toll, in der vollbesetzten Aula unsere Lehrer zu beschimpfen – natürlich immer unter dem Vorwand der Literatur. Das hat enorm Spass gemacht! Was auch lustig war: Offenbar hörte der Churer Stadttheater-Intendant davon und lud uns, nachdem er sich selbst von uns überzeugt hatte, nach Chur ein. So kam es, dass wir Buben zwei Aufführungen im vollbesetzten Churer Stadttheater spielen konnten. Ich weiss noch genau: In jener Nacht sagten wir zueinander: Wir werden Schauspieler!

Wie ging es weiter?
SG: Mein Plan war, entweder an einer richtig guten Schauspielschule aufgenommen zu werden oder ich hätte wohl ein Studium begonnen. Eine private Schauspielschule, bei der man bezahlt, um dazuzugehören, wäre für mich nie in Frage gekommen. Aber ich hatte Glück und wurde als einer von zwölf unter tausend Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. So kam ich zu meiner Ausbildung als Schauspieler an der Hochschule für darstellende Kunst, dem renommierten Max Reinhard Seminar in Wien. Das gab mir das Vertrauen, dass es tatsächlich klappen könnte mit einer Karriere.

Wovon hast du geträumt damals als Bub? Wolltest du James Bond werden?
SG: Eine gute Frage, zu der ich ein bisschen ausholen muss. Meine Mutter ist sehr kulturaffin, mein Vater arbeitete in der Maggi-Fabrik in Bregenz. Weil wir in einem relativ grossen Haus lebten, quartierte meine Mutter häufig Schauspieler in unserer Mansarde ein, die vor und während den Bregenzer Festspielen eine Unterkunft brauchten. Einer davon war Sieghardt Rupp, der damals einen Fernsehkommissar spielte. Ich erinnere mich gut daran, wie er sich um mich kümmerte, wie ich mit ihm Texte üben und ihn sogar duzen durfte! Ich dachte, diese Schauspieler sind lässige Typen! Und die allerlässigsten waren die Kommissare! So einer wollte ich auch einmal sein, wenn ich gross war.

Was ist das Faszinierende daran, Schauspieler zu sein?
SG: Ich bin einer, der sich rasch langweilt! In diesem Beruf stehst du bei jeder Rolle wie der Ochs vor dem Berg und fängst wieder ganz von vorne an. Jede Rolle ist anders, du hast die Möglichkeit, dich in Charaktere hineinzuversetzen, mit denen du niemals zu tun hättest, bist an ausgesuchten interessanten Orten … Es wird nie langweilig! (lacht)

Du hast national wie international eine beeindruckende Karriere gemacht und bist unter anderem jahrelang in die Rolle des Schweizer Tatort-Kommissars geschlüpft. Rückblickend: Wie viel von deinem Bubentraum hat sich tatsächlich erfüllt?
SG: Ich sage es offen und ehrlich: Würde ich morgen tot umfallen und hätte noch die Gelegenheit dazu, würde ich sagen, dass ich ein grandioses Leben hatte. Natürlich gehörten da auch heftige Tiefs dazu. Es gab Zeiten, da wusste ich nicht, wie ich meine Rechnungen bezahlen sollte. Ich musste tief durch den Dreck gehen und kämpfte mich durch ein massives Burnout hindurch. Wichtig ist, dass du wieder aufstehst und weitermachst. Das habe ich geschafft. Unter dem Strich bleibt deshalb die Tatsache, dass ich ein grossartiges Leben leben darf.

Was ich schon immer einmal einen Tatort-Kommissar fragen wollte …
SG: Jetzt bin ich gespannt (lacht) …

Du bekommst die grandiose Möglichkeit, diese Rolle über einen längeren Zeitraum zu spielen. Doch die Drehbücher werden von anderen geschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass du dabei auch Handlungen spielen musst, die dich persönlich nicht überzeugen. Wie geht man damit um? Haben die Schauspieler überhaupt Mitspracherecht?
SG: Leider viel zu wenig. Offen gesagt gab es deshalb auch immer wieder heftige Diskussionen unter uns. Das war mühsam. In der Schweiz reden allgemein viel zu viele Leute rein. Ein sehr gutes Beispiel, dass es auch anders geht, ist Dänemark. Eine grossartige dänische Produzentin verriet mir das Geheimnis. Sie sagte: Man sucht sich einen guten Regisseur, man sucht sich einen
guten Drehbuchautor, und dann lässt man die Leute machen! In der Schweiz und in Deutschland ist leider das Gegenteil der Fall. Aus diesem Grund habe ich meine eigene Firma gegründet. Ich bin mein einziger Mitarbeiter, suche mir gute Leute, die ich gernhabe, und mache nur noch, was mir Spass macht!

Was macht dir Spass?
SG: Die Bühne, das Theaterspielen – und Lesungen! Szenische Lesungen, Konzert-Lesungen, Hotel-Lesungen …

Themenwechsel: Nehmen wir an, ich lerne euch beide in der Traube bei einem Glas Wein kennen und frage euch: Wer seid ihr?
BG: Sobald die Leute erfahren, was Stefan macht, bin ich fein raus, weil sich alle nur noch für ihn interessieren. Das passt mir ausgezeichnet (lacht) …

So schnell entkommst du mir aber nicht!
BG: Okay, also … Ich mache sehr viele verschiedene Dinge. Momentan arbeite ich in einer Immobilienfirma, die sich «Frau baut» nennt …

SG: Sei nicht so bescheiden, du bist die Verwaltungsrats-Präsidentin und Geschäftsführerin …

BG: Stimmt (lacht). Es geht uns darum, dass Bauen seit jeher Männersache ist. Wir finden, es ist höchste Zeit, dies zu ändern und an die heutigen Gegebenheiten anzupassen. Frauen haben ihre eigenen Bedürfnisse, was das Wohnen anbelangt. Unser Ziel ist es, diese von Beginn weg in jedem Bauprojekt einzubringen. Wir wollen ein neues Bewusstsein schaffen. Wir wollen so bauen, wie wir es wollen!

Abgesehen davon befasse ich mich derzeit stark mit einer Technologie, bei der es darum geht, Einzelpersonen dabei zu unterstützen, ihren Arbeitsmarktwert zu steigern. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber man kann es sich ungefähr so vorstellen: Die Zukunft wird sein, dass man sich nicht mehr auf eine Stelle bewirbt, sondern dass der Job, der zu einem passt, einen findet. Ich arbeite mit einem Entwickler zusammen und gemeinsam erschliessen wir laufend neue Märkte. Zum Beispiel das öffentliche Transportwesen oder ein grösseres Projekt im Bankenwesen in Singapur. Es ist höchst interessant.

SG: Brigitte ist extrem ausgeglichen, extrem überlegt. Sie verfügt über eine hohe emotionale Kompetenz und sehr viel Wissen, weil sie vieles in ihrem Leben gemacht hat. Sie hat Ökonomie studiert, eine eigene Modelagentur aufgebaut, war CEO eines riesigen Medienkonzerns … Ich könnte noch lange weiterreden.

Und du Stefan, was bist du für einer?
SG: Was mir ganz wichtig ist: Authentizität. Ich möchte den Leuten nichts vormachen. Ich bin ein einfaches Gemüt, liebe die Menschen und mag besonders Leute, die ehrlich und «bei sich» sind. Dasselbe strebe ich für mein Leben an. Das Wichtigste für mich war immer eine gewisse Unabhängigkeit.

Als junger Schauspieler hatte ich einmal eine Begegnung mit einem erfahrenen Kollegen, die mich sehr prägte. Er sagte: Kümmere dich um deine Vorsorge, sonst wirst du in diesem Beruf irgendwann auf der Strasse landen! Ich hörte auf ihn und wusste deshalb schon früh, dass ich mein Leben gerne so gestalten möchte, dass ich ab sechzig noch alles machen darf, aber nichts mehr machen muss. Dieses Ziel haben wir erreicht.

Letzte Frage: Kommt ihr wieder?
BG: Auf jeden Fall!

SG: Definitiv!

Vielen Dank für das schöne Gespräch.

Über Stefan Gubser

Stefan Gubser, *1957, ist einer der populärsten Schauspieler der Schweiz. Er absolvierte die Ausbildung zum Schauspieler am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und war u.a. am Burgtheater in Wien, am Residenztheater in München sowie am Staatstheater in Wiesbaden engagiert. Im gesamten europäischen Raum bekannt wurde er in den 90er-Jahren als Kommissar Bernauer in der Krimiserie «Eurocops».

 

Zehn Jahre lang spielte er im Schweizer «Tatort» Kommissar Reto Flückiger. Er spielte in über hundert Kinofilmen, Theater- und TV-Produktionen sowie Serien mit und wirkt auch hinter der Kamera als Produzent von Film- und Theaterprojekten. Seine Frau Brigitte Gubser, *1961, ist Ökonomin und erfolgreiche Unternehmerin. Gemeinsam leben sie in der Nähe von Zürich.
stefangubser.com