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Elsbeth, wie entsteht Lyrik? Kann man Lyrik lernen?
EM: Ein Stück weit schon. Ich erinnere mich, dass ich einmal eingeladen war in einer Schule. Mein Auftrag war, den Schülerinnen und Schülern die Poesie näherzubringen. Im Anschluss an meinen Vortrag sagte ein Bub zu mir: Ach was, ein Stein ist ein Stein! Ich antwortete ihm: Nimm einmal verschiedene Steine in die Hand und schliesse die Augen. Hast du gewusst, dass es solche gibt mit einer ganz weichen Haut? Ob sich der Bub heute noch an die Begegnung erinnert, weiss ich leider nicht (lacht).

Zum Schluss möchte ich euch den Leserinnen und Lesern gerne etwas persönlicher vorstellen. Darf ich einen Versuch starten?
AB und EM: Gerne!

Alois, du bist Macher, Visionär und Kunstliebhaber …
AB: Nein, das bin ich alles nicht! Ich bin ein Träumer. Ich träume Tag und Nacht vor mich her. Ich habe keine Idee davon, wie etwas sein soll. Aber ich staune über Dinge … und manchmal entsteht daraus die Lust, diese Dinge mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, zu beeinflussen. Auf diese Weise konnte ich schon vieles umsetzen. Meine Grundhaltung lautet: Ich bin gwundrig und ich werde immer gwundrig bleiben.

Neuer Versuch: Elsbeth, du bist verträumt, bodenständig, liebst das Analoge. Du bist achtsam und gspürig …
EM: Jein, es ist nicht so, dass ich etwas sehe und direkt umsetzen muss. Ich habe nicht den Drang, jederzeit etwas zu schreiben, was mir gerade durch den Kopf geht. Ich fühle mich nicht oft von der Muse geküsst. Im Gegenteil: Lyrik schreiben ist Arbeit. Ich setze mich an den Tisch und nehme mir vor, zu schreiben. Dann steht plötzlich ein Wort auf dem Papier und dann das nächste. Und im besten Fall wird ein Gedicht daraus. Vielen Dank für das schöne Gespräch und viel Erfolg mit diesem wertvollen Projekt.

novembrig

«novembrig» beschreibt den Kreislauf des Lebens, von welchem der Tod ein natürlicher Bestandteil ist, und ist ein Herzensprojekt des Kulturförderers Alois Bischof. Unter dem bleibenden Eindruck des – ursprünglich in Mundart geschriebenen – Gedichtzyklus der Lyrikerin Elsbeth Maag reifte in ihm der Plan, diesen sinnlichen Text einem weiteren Kreis von Menschen bekannt zu machen. Er ermutigte die Dichterin, ihr Werk ins Hochdeutsche zu übertragen mit dem Ziel, die neue Textfassung in einer zeitgenössischen Neuvertonung durch den Komponisten Ulrich Zeitler im gesamten deutschsprachigen Raum zu verbreiten.

 

Zeitlers Komposition hört und spürt hinein in die atmosphärische Dichte, in das nicht Sagbare zwischen den Zeilen. Die musikalische Vielseitigkeit des Komponisten führt dabei zu einer nuancenreichen, unverwechselbaren und doch nicht zu fassenden Klangsprache.

Voraufführung: 31. Oktober 2023
in der Katholischen Kirche Buchs

Uraufführung: 3. November 2023
im TAK Theater am Kirchplatz Schaan