Das hat auch Alba Biedermann von «Design Hotels» im Interview gesagt. Dass Menschen, die aus Leidenschaft ein Hotel (oder Gasthaus) eröffnen und nicht vom Fach sind, Grenzen verschieben, weil sie gar nicht wissen, dass es Grenzen gibt. Dadurch entstehen spannende, unkonventionelle Konzepte.
IS: Für Marco, der ja im Gegensatz zu uns vom Fach ist, ist das wahrscheinlich eine zusätzliche Herausforderung und nicht immer einfach mit uns (lacht herzhaft).
Marco, möchtest du etwas dazu sagen?
MP: Auf eine Aktion folgt Reaktion. So ist das im Leben. Aber wie gesagt, das hält uns jung (lacht).
IS: Das Gute ist, dass wir uns jetzt lange genug kennen. Marco kennt unsere Vision bestens. Wir können uns mit gutem Gewissen immer mehr zurückziehen.
KS: Neulich habe ich mich mit einem Gast unterhalten. Der Frau war aufgefallen, dass jedes Detail durchdacht ist und einen Zweck erfüllt. Das hat mich sehr gefreut. Denn, ich gebe es zu, wenn es um Design geht, bin ich stur und auch ein bisschen starr. Und Ruth ist da noch viel strenger als ich. Sie sieht schon, wenn eine gelbe Giesskanne auf dem Balkon der Mitarbeitenden steht. Dann sagt sie: «Die muss weg!» (lacht).
IS: Im Grunde geht es uns allen um das Gleiche. Wir haben ein Qualitätsbewusstsein und das setzen wir um. Es geht um Wertschätzung, uns selbst gegenüber, dem Team gegenüber, dem Gast gegenüber, dem Haus gegenüber, der Region gegenüber. Auf dieser Basis kann man über alles diskutieren.
Apropos Ruth Kramer – sie ist ja gemeinsam mit dir, Kathrin, für das Interior Design zuständig.
KS: Zwischen uns war es Liebe auf den ersten Blick. Sie ist begeisterungsfähig, hat etwas grossartig Umarmendes an sich und einen eigenen Blick auf das Ganze. Sie ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung. Wie wir damals schon beim Interview auf der Baustelle sagten: Das Projekt «Traube» ist in gewisser Weise blauäugig entstanden. Wir haben damals nicht geahnt, was am Ende auf uns zukommen würde.
Die Gretchenfrage: Wenn ihr es gewusst hättet, hättet ihr es trotzdem gemacht?
KS: Schüttelt den Kopf
IS: Vermutlich schon, aber dann hätte ich nicht so viel nebenbei gemacht.
KS: Mich freut es, dass du das sagst. Ich persönlich hätte es wahrscheinlich nicht gemacht. Aber, und das ist ja das Schöne: So entstehen die verrückten Sachen. Blauäugig. Wenn ich jetzt hier sitze, in diesem wunderschönen Garten, mit euch am Feuer, wäre es doch schade, wenn es die Traube in dieser Form nicht gäbe. Rückblickend hat es uns unglaublich viel Substanz und Energie gekostet. Aber es war genau zum richtigen Zeitpunkt fertig und wir konnten es übergeben. Und jetzt sitzen wir hier am Feuer, der Garten blüht, die 14 Hotelzimmer sind ausgebucht. Die Traube wird immer mehr wahrgenommen, sie ist im Gespräch. Es ist total gut, so wie es ist.