Wenn ich mich hier umsehe, erkenne ich dich überall. Da ist dein faszinierendes Gemälde an der Wand, da sind die vielen Farben, die Sportgeräte, die Nietzsche-Bücher auf dem Tisch, und das alles beobachtet von den Werdenberger Bergen. Kannst du mir mehr über deinen künstlerischen Ansatz erzählen? Wie erlebst du den kreativen Prozess, besonders wenn es sich um eine intensive Schaffensphase handelt, wie beim Malen eines deiner grossformatigen Bilder?
Ich gehöre keiner Schule an. Also auch nicht der Schule der Fotorealisten – wie Franz Gertsch. Ich gehe nicht vom Foto aus. Ich gehe, wenn schon, zurück zu den Romantikern, zu Caspar David Friedrich. Dort liegen meine Wurzeln. Ich male den Berg nicht möglichst detailgetreu, sondern mache ihn mir zu eigen. Ich muss ihn besteigen, bevor ich ihn malen kann. Ich muss im Wasser schwimmen, bevor ich die Wellen malen kann. Heidegger, der deutsche Philosoph, hat das sehr schön erklärt: sich das Ereignis zu eigen machen. Wenn ich also auf einen Berg steige, dann tue ich das in dem Bewusstsein, dass dieser Berg dann in mir ist. Wenn man mit grossen Formaten arbeitet, arbeitet man oft auf einem Gerüst. Das heisst, man ist sehr nah an der Leinwand. Da man aus dieser Nähe nur den Ausschnitt sieht, den man gerade malt, muss man das Bild in sich tragen. Die grossen Bilder fange ich immer links an. Und obwohl ich Rechtshänder bin, musste ich die Motorik links genauso lernen. Sonst werde ich nicht fertig.
Was meinst du?
Die Oberflächen meiner Bilder sind sehr homogen. Ich hinterlasse keine Spuren der Zeit. Den Himmel mit dem Pinsel und dem Stupfen so zu malen, dass es aussieht, als wäre er in einem Zug gemalt worden, bringt mich an die Grenze des Menschenmöglichen. Warum? Weil die Farben schnell trocknen und man die Übergänge sieht, wenn ich nicht zügig arbeite. Diesen Himmel habe ich in 36 Stunden ohne Pause gemalt. Dabei gerate ich in eine Art Trance, esse nichts, höre nichts, schlafe nicht, überwinde jeden Schmerz. Ich befinde mich in einem Musikrausch und trinke bis zu sechs Liter Wasser am Tag.